- Neurovaskuläres Zentrum Sana Kliniken Duisburg
- Zu den Rehwiesen 9
- 47055 Duisburg
Eine akute Hirnblutung kann sich mit vielen unterschiedlichen Symptomen äußern, stellt aber in jedem Fall ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Zunächst muss die Art der Hirnblutung differenziert werden. Liegt beispielsweise eine Subarachnoidalblutung vor, also eine Blutung zwischen zwei Hirnhäuten, so äußert sich diese meist mit einem plötzlich einsetzenden Vernichtungskopfschmerz. Darüber hinaus können Bewusstlosigkeit und schwerwiegende Einschränkungen, wie beispielsweise Lähmungen oder Sprachstörungen auftreten. Ursächlich für eine Subarachnoidalblutung ist meist eine geplatzte pathologische Gefäßaussackung einer Arterie, ein sogenanntes Aneurysma.
Bei einer intrazerebralen Blutung kommt es zum Blutaustritt innerhalb des Hirngewebes, was beispielsweise bei deutlich erhöhtem Blutdruck auftreten kann. Weitere Blutungsarten sind die akuten Epi- und Subduralhämatome, also Blutungen, die an den Schädelknochen angrenzen sowie auf dem Hirngewebe aufliegen und dieses von außen komprimieren. Je nach Lokalisation können auch hier Schlaganfall-ähnliche Symptome auftreten. Insbesondere bei besonders starken Kopfschmerzen nach einem vorangegangenen Sturzereignis und der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sollte dringend eine weitere notfallmäßige Abklärung erfolgen. Um die Ursache der Beschwerden differenzieren zu können, werden die PatientInnen in unserer Zentralen Notaufnahme zunächst von neurochirurgischen oder neurologischen SpezialistInnen untersucht. Anschließend erfolgt je nach Verdachtsdiagnose eine Bildgebung des Kopfes (CCT) sowie gegebenenfalls der Hirnarterien. Bei bestimmten Verdachtsfällen erfolgt auch eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor).
Findet sich in der Bildgebung des Kopfes eine Subarachnoidalblutung, welche durch ein geplatztes Aneurysma verursacht wurde, erfolgt eine sofortige interdisziplinäre Besprechung der Fachabteilungen für Neurochirurgie und Neuroradiologie. Je nach Lokalisation und Morphologie des Aneurysmas sowie abhängig vom Ausmaß der Blutung wird das Aneurysma auf unterschiedliche Art behandelt.
Die eine Behandlungsoption wird durch die Neurochirurgie durchgeführt. Hierbei wird der Schädelknochen in einem kleinen Areal eröffnet, wobei unter Zuhilfenahme eines Mikroskops das Hirngefäß mit der geplatzten Gefäßaussackung aufgesucht wird. Im Anschluss wird das Aneurysma an der Basis mit einer Metallklammer (Gefäßclip) verschlossen (siehe untenstehende Bilder). Insbesondere bei einer großen Blutung haben die NeurochirurgInnen bei diesem Eingriff zusätzlich die Möglichkeit, Teile der Blutung zu entfernen, um das angrenzende Gehirn zu entlasten.
Die andere Behandlungsoption erfolgt durch die Neuroradiologie. Über einen minimal-invasiven Eingriff werden die Gefäße mit kleinsten Mikrokathetern von innen sondiert. Der Zugang erfolgt bei dieser Methode über eine Leisten- oder Armarterie. Anschließend wird der dünne Plastikschlauch (Katheter) im Aneurysmasack platziert und das Aneurysma mit feinen Platinspiralen aufgefüllt, bis kein Blut mehr in das Aneurysma fließen kann (siehe nachfolgende Bilder).
Findet sich in der Bildgebung eine Blutung innerhalb des Hirngewebes oder angrenzend an den Knochen, muss zunächst durch die Neurochirurgie entschieden werden, ob eine Entlastung der Blutung notwendig ist. Ist dies der Fall, kann die Blutung von außen während einer Operation ausgeräumt werden sowie im Anschluss über eingelegte Drainageschläuche nach außen abgeleitet werden, damit das Hirngewebe nicht mehr durch die Blutung komprimiert wird. Kleinere Blutungen können unter engmaschiger intensivmedizinischer Betreuung auch konservativ ohne OP behandelt werden.
Wie es danach weitergeht: Weiterbehandlung und Rehabilitation
Auf Grund der Schwere der Erkrankung werden die PatientInnen im Anschluss an die Akuttherapie von den neurochirurgischen KollegInnen auf der Intensivstation betreut. In seltenen Fällen können bei besonders großen Blutungen weitere operative Therapien erforderlich werden, z.B. eine einseitige Entfernung des Schädelknochens (dekompressive Hemikraniektomie) bei zunehmender Hirnschwellung oder eine Ableitung von Nervenwasser, falls der Abfluss durch die Blutung gestört ist. Letztere erfolgt vorübergehend mit der sogenannten Duisburger Nadel. Dieses Verfahren wurde in der Klinik für Neurochirurgie der Sana Kliniken Duisburg entwickelt. Bei einigen PatientInnen kann jedoch auch eine dauerhafte Ableitung des Nervenwassers mittels Shuntkatheter notwendig sein.
Im Anschluss gestaltet sich der weitere Verlauf sehr individuell je nach Ausmaß und Lokalisation der Blutung. Bei kleineren Hirnblutungen oder Epi- bzw. Subduralhämatomen ohne ausgeprägte Symptomatik können PatientInnen je nach Heilungsverlauf schon nach einigen Tagen nach Hause entlassen werden. Größere Blutungen mit entsprechenden neurologischen Defiziten bedürfen häufig einer stationären Rehabilitation mit Physio, Logo- oder Ergotherapie. Hierbei arbeiten die neurochirurgische und die neurologische Abteilung sowie die hausinterne neurologische Frührehabilitation und die geriatrische Klinik eng zusammen, um für die PatientInnen die besten Voraussetzungen für eine schnelle Genesung zu schaffen.